Auf dem Weg in die Selbstständigkeit

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Sophie Tintelnot und Elena Uhrig beginnen in diesem Jubiläumsjahr ihr Praktikum bei Séissmo und haben Natacha Dagneaud zu den Ursprüngen der Firmengründung gründlich interviewt. In der Form eines fiktiven Tagebucheintrags konnten sich die beiden Jungautorinnen schließlich am besten vorstellen, wie es sich damals – als sie selbst gerade in den Kinderschuhen steckten – angefühlt haben soll.

Mannheim, 15.02.2001

Liebes Tagebuch,

es ist nun 2 Wochen her, seitdem ich mich selbstständig gemacht habe. Gerade in dieser besonderen Zeit mache ich mir viele Gedanken und stelle fest, wie dankbar ich für alles bin. Ich werde mit dem gehen, was ich habe und mich dabei nicht übernehmen. Dabei hilft mir die großartige Unterstützung meiner Familie und Freunde.

Lasse ich mein Leben Revue passieren, weiß ich, dass mich vor allem Disziplin und Wissensbegierde hierhin geführt haben. Vorgelebt von meiner Mutter, Lehrerin und
Schulrektorin in Frankreich, stehen Fleiß und Appetit fürs Lernen an erster Stelle. Sie hat mir beigebracht, dass keine Frau zwischen bestimmten Lebensmodellen wählen muss. Mit dieser Kultur bin ich aufgewachsen und stolz, Teil dieser zu sein.

Ich kann mich noch an jenes Vorstellungsgespräch erinnern, in dem ich verbotenerweise gefragt wurde, ob ich vorhabe, Kinder zu bekommen. Ich fühlte mich von dieser Frage keineswegs angegriffen. Ich sah es eher als eine Chance. Die Chance, meinen souveränen Standpunkt zu vertreten. Ich schilderte mein Lebenskonzept, indem Kinder und Familie neben der Arbeit einen wichtigen Teil einnehmen sollten. Mir war schon immer bewusst, dass ich schnellstmöglich nach der Schwangerschaft wieder in das Berufsleben zurückkehren werde.

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Mein 7-Monate alter Sohn geht in Mannheim, direkt gegenüber von meinem Büro, in die Kita. Verrückt, dass ich meinen Unternehmensstandort daran ausrichten musste. Die städtische Krippe bot in Mannheim viel mehr Plätze an als in der gesamten Region. Einen Standort zu wählen, welcher mit Kleinkindinfrastruktur versehen ist, war die beste Entscheidung! So kann ich mein Kind in jedem Notfall abholen. Das beruhigt mich. Außerdem hätten zukünftige Mitarbeiter, falls ich mich vergrößern sollte, eine sorgenfreie Kinderbetreuung.

Die Entscheidung für den Unternehmenssitz in Mannheim war eher eine Folge von günstigen Faktoren wie eine leicht zu findende und bezahlbare Gewerbeimmobilie sowie die gute Infrastruktur insgesamt. Doch je mehr ich darüber nachdenke, wird mir bewusst, wie sehr ich mich in den letzten Jahren mit der Stadt angefreundet habe. Vielleicht stimmt das Sprichwort „in Mannheim weint man zwei Mal: Einmal, wenn man kommt, und einmal, wenn man wieder gehen muss“. Hat man sich erstmal auf die Stadt eingelassen, will man gar nicht mehr weg. Ich würde es mir wünschen.

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Zudem ist der Rhein-Neckar-Kreis eine Art Wiege der qualitativen Marktforschung. Eine der besten Voraussetzungen für einen guten Start! Viele bedeutsame Unternehmen wie das Sinus-Institut oder die GIM sind beispielsweise vertreten. Freiberufler und kleine Unternehmen entstehen, die sich vermehrt von den großen Firmen abkapseln. Das sind tolle Ressourcen für mein Arbeitsfeld. 

Vielleicht werde ich mal ein etwas größeres Team an meiner Seite haben? Ein Team, in dem die Vielfältigkeit einen wichtigen Platz einnimmt. Gerade in der Forschung ist Vielfalt in der Belegschaft sehr wichtig. Oftmals sind wir unser eigener Feind, denn wir filtern mit unserem persönlichen Wertesystem und unseren kognitiven Fähigkeiten. Die unterschiedlichsten Inspirationsräume führen ein Unternehmen zu tollen Ideen und kreativen Lösungswegen an. 

Es wird immer klarer, dass das zukünftige Séissmo-Team bunt sein muss und somit zur Quelle der Inspiration wird…

Was für eine Art von Manager werde ich? Welche Unternehmensphilosophie wird mein Unternehmen vertreten? In meiner Karriere habe ich tolle Manager, inspirierende Leitbilder aber auch unangenehme Chefs erlebt. Im Zuge der verschiedenen Führungsstile habe ich meine eigenen Basisvorstellungen hierin entwickelt. Ich möchte keinen Menschen in Strukturen packen, sondern die Strukturen für die Menschen bauen. Und ich werde auf zwischenmenschliche Kommunikation setzen.

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Jetzt sitze ich hier und schaue stolz durch mein erstes und eigenes Loft-Büro, welches ganz nach meinen Vorstellungen eingerichtet ist. Mit Website, Fax-Gerät, Computer und Diskette war der Aufbau bisher überschaubar. Von Anfang an ist hier die geschäftliche Währung der EURO, obwohl noch so viele in ihrer Landeswährung rechnen. Ich bin motiviert und habe hohe Erwartungen an mich selbst. Vielleicht ermutige ich Frauen, konservative Lebensmodelle zu brechen und die großen Chancen zu nutzen, welche uns das neue Zeitalter bietet. „I am going to do it my own way!“ – Das habe ich mir bereits bewiesen und werde hieran anknüpfen.  

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